Edi wird Zweiter beim Open in Bad Ischl – auch Tom und Georg stark
Das Pfingstopen in Bad Ischl ist immer ein gutes Pflaster für die Spieler aus Ilmmünster. Dazu ist das Turnier bestens organisiert und findet mit angenehmen Leuten in einer feinen Atmosphäre statt. In diesem Jahr kam Edi mit 4/5 auf Platz 2, nur einen halben Buchholz-Punkt hinter Turniersieger Frank aus Salzburg. Tom (ebenfalls 4/5) wurde Sechster, Georg mit 3/5 Sechzehnter. Alfred erreichte 1/4 und schlug sich achtbar, auch wenn er unzufrieden war.
Alfred zeigte indes die vitalsten Momente des Ausflugs ins Salzbirger Land. Denn er legte die schlappen 250 km Anreise zur gemütlich-noblen Unterkunft in Abersee mit dem Rad zurück. Er war sogar als Erster am Ziel und dabei nur unwesentlich früher (nämlich am Vortag) als alle anderen abgefahren. Eine beachtlich sportliche Leistung.
Möglicherweise wäre er nicht als Erster angekommen, hätte sich Tom am Fr Vormittag nicht selber aus Auto und Wohnung ausgesperrt. Zu allem Überfluss hatte er auch noch den Treffpunkt nach Allershausen verlegt, da er am Rückkehrtag (Pfingstmontag) noch schnell einige tausend Liter Milch in Weihenstephan – quasi im Vorüberfahren – produzieren wollte. So zumindest die offizielle Version. Vermutet wird indes, dass er nur von Mo auf Di in der Produktionsanlage übernachten wollte – trotz Urlaub, aber dem Biorythmus zuliebe. Es kam wie es kommen musste. Tom verpasste den Treffpunkt und scheuchte Georg, der – wie immer pünktlich – in Allershausen wartete, zurück nach Pfaffenhofen: Shuttleservice. Den um Mitfahrt bettelnden Edi durften wir indes nicht mehr mitnehmen. Schließlich wollte Tom nicht noch mehr Zeit vergeuden. So fuhr Edi alleine nach Bad Ischl, nicht ohne Georg und Tom am Grenzübergang der A8 am Rastplatz zufällig die Hände zu schütteln. Vermutlich war Edis Jaguar allerdings für spezielle Frühstücksfahrten vorgesehen. Doch das sollte sich erst noch zeigen.
Die erste Runde in der Trinkhalle im Zentrum Bad Ischls neben der Kirche der wunderschönen Kaiserstadt verlief schwungvoll. Edi opferte kreativ Turm und zwei Leichtfiguren für Dame und zwei Bauern und bezwang Azimi (2030) angesichts der Passivität der weißen Figuren in lockerem Stil. Georg spielte eine staubtrockene Positionspartie gegen den jungen Lugger (1850). Es dauerte gute drei Stunden, bis dem Youngster ein Fehler unterlief und Georg ein Turmendspiel sauber heimspielte. Alfred indes verkünstelte sich fürchterlich gegen Thoma (2050), als er in einem Grand-Prix-Angriff die Stellung unvorteilhaft öffnete und dann noch mit Se2 seine letzte bewegliche Figur in eine Fesselung fuhr. Das ging am Ende nicht gut. Tom wiederum war der Tag noch zu ereignislos verlaufen und so spielte er (O-Ton Tom vor der Runde: „vermutlich müssen wir beim
Heimfahren wieder auf ein langweiliges Turmendspiel warten“) die längste Partie des ersten Turniertages gegen Horvath (2040). Nach etlichen Aufs und Abs gelang es ihm, im Angriffswirbel seiner Gegnerin, einen wichtigen Bauern zu verlieren, den diese umgehend wieder verschenkte. Es entstand ein kompliziertes Endspiel, das Tom unter Dauerinkrement nervenstark behandelte. Sein König marschierte von b2 los, den a-Bauern quasi unter dem Arm. Horvath war diesem endlosen Fußmarsch nicht gewachsen und stellte schließlich selber in Zeitnot ihren Turm ein. 3-1 für Ilmmünster.
Die zweite Runde brachte dann leider das vereinsinterne Duell zwischen Edi und Georg. Tom spielte gegen Gujic (2060) und Alfred gegen Endtmayer (2040). Tom zeigte sich gut ausgeschlafen und malträtierte eine weiße Isolanistellung bis zur Ruine. Alfred indes zeigte eine Supergabelkombination, die auch in der Analyse schwer zu sehen war. Leider führte er nicht die beste Zugreihenfolge aus. Dies ließ seinen Gegner noch so lange am Leben, bis Alfred (in klarer Gewinnstellung) dann einzügig eine Figur einstellte und aufgab. Das war die bitterste Partie eines Ilmmünsterers in Bad Ischl 2019.
Georg hatte indes gegen Edi einen Bauern geopfert und nach dem ungenauen c4(?) von Edi einen gewaltigen Angriff erhalten (Diagramm 1). Hier hätte es wohl mit Lf3: einen schnellen aber komplizierten Gewinnweg gegeben. Georg zog aber Ta2, was einen langsamen, aber (vermeintlich) einfacheren Gewinnweg andeutet. Irgendwann wurde der Angriff aber dann so langsam, dass sich das Blatt wendete. Edi bekam seinerseits gigantischen Konterangriff (Diagramm 2). Was tun? Georg entkorkte Sd5 und die Partie ging in ein dramatisches Zeitnotduell. Edi verpasste seinerseits gute Gewinnchancen und am Ende mündete die Partie in einer dreimaligen Stellungswiederholung mit wenigen Sekunden auf beiden Uhren. Gut, dass am Nachmittag keine weitere Runde anstand.
Runde drei sah dann eine prae-kompetitive Frühstücksfahrt der Protagonisten Alfred und Tom mit Edis altem Jaguar nach St.Wolfgang vor. Edi durfte chauffieren. Man brach weit vor 9 Uhr auf und genoss den herrlichen Pfingstsonntag am Nordufer des Sees. Georg ging den Pfingsttag gemütlicher an und fuhr nach Morgendusche erst um 9:40 Uhr los, mit Kleinwagen und direkt ins Spiellokal. Er sah sich dem jungen Kruckenhauser (2110) gegenüber, der munter in eine Wolgastellung galoppierte. Etwas irritierte Georg der fragende Blick von Edis Gegner Donegani (2060). Tatsächlich war Edi auch 20 min nach 10 Uhr immer noch nicht am Brett und auch Tom und Alfred fehlten. Als sich Georg bereits Sorgen machte, ob Jaguar und drei Insassen noch kompatibel miteinander waren, hetzten Tom und Alfred in die Trinkhalle. Am Jaguar – so viel war dem abgehackten Wortschwall zu entnehmen – lag es nicht. Sie hatten schlicht ein Kaiserfrühstück zelebriert und erst mal eine halbe Stunde auf die Kellnerin gewartet.
Edi traf 5 min später ein – cool und ausgeruht. Und weitere 20 min später hatte er 25 Züge am Brett und ein ihm scheinbar bekanntes Endspiel erreicht. Donegani konnte ihn offensichtlich nicht aus der Ruhe bringen. Und so stellte jener auch folgerichtig einen wichtigen Bauern ein, der Edis Sieg zur Formsache werden ließ. Alfred indes schien der Kaffee auf den Magen geschlagen zu sein. Er spielte scharf, auf Königsangriff, um dann im entscheidenden Moment Magenschmerzen zu bekommen: Gegen Preundler (1920) hatte er schlicht seinen Angriffsbauern auf f5 auf halber Strecke Richtung schwarzem König stehen lassen. Der folgende schwarze Königangriff war – ohne weißes Gegenspiel – nicht zu halten. Tom lies auch in Runde 3 wenig Diskussionen aufkommen. Er überspielte Kaiser (2070) in einem für diesen qualvollen Winawer-Franzosen. Wann immer Kiebitze am Brett vorbei schauten, dachte sie, dass man als Schwarzer die Lust verlieren würde. Georgs Partie war von einem Figurenopfer Kruckenhausers geprägt, das Georg parierte. Der Unterschied der verbleibenden Springer lies dann keine Diskussionen mehr über das Partieende aufkommen.
Nach drei Runden war Tom damit geteilter Erster und einer von nur zwei Spielern mit 3 Punkten. Edi und Georg waren mit 2,5/3 gut im Rennen und Alfred mit 0/3 am Boden zerstört.
Das sollte sich in Runde 4 aber ändern. Hier spielte Alfred befreit auf und erreichte einen sehenswerten Mattangriff gegen Möstl (1920). Und im Gegensatz zu den Runden 2 und 3 verpatzte er seine gute Stellung auch nicht mehr und setzte Matt. Danach stieg er befreit aufs Rennrad und fuhr – derart mit sich und der Schachwelt versöhnt – der Sonne entgegen heim. Mit1/4 sollte er dann auch keine DWZ-Einbußen erleiden.
Runde 4 sollte die Vorentscheidung um den Turniersieg bringen. Es gab es hinter Tom und Breneis (2130) acht Spieler mit 2,5/3, die alle noch Chancen auf den Turniersieg hatten. Entsprechend scharf wurde an den Brettern 2-5 agiert. Während es Tom an Brett 1 mit einem schnellen Schwarzremis eher ruhig angehen lies, opferte Edi Bauer um Bauer und erreichte einen fulminanten Königsangriff gegen Leitner (2130). Diesen transformierte er – nach einigen Finessen – in ein gewonnenes Endspiel, das er standesgemäß taktisch beendete. Georgs Aggressivität wurde indes nicht belohnt. Gegen Frank (2270) ging er mit f5 nebst f4 brachial zu Werke. Die Idee an sich war gut, aber die Zugfolge nicht. Nach einem Tempoverlust kam Frank in Vorteil und nach einem kurzen Wackler in Folge eines Qualiopfers von Georg verteidigte er einen Rochadeangriff letztlich doch sicher zum Sieg.
Edi führte somit nach 4 Runden vor fünf punktgleichen Spielern, darunter Tom (alle 3,5/4).
Runde 5 hätte das Potenzial für viel Dramatik gehabt. Es kam aber anders. Gegen den topgesetzten Sandhöfner (2320) kam Edi unmittelbar aus der Eröffnung heraus zu einem Endspiel, in dem er mindestens Ausgleich hatte. Etwas früh gab er dieses dann Remis. Möglicherweise ließ er in der Diagrammstellung den Turniersieg liegen, als er statt dem vielversprechenden f5 das vereinfachende a4 spielte.
Brett 3 mit Breneis gegen Frank folgte mit einem ebensolchen Remis schnell. Es lag nun an Brett 2, Tom gegen Sadilek (2300), den Turniersieg auszuspielen. Sadilek hatte einen Bauern geopfert und in der Folge hatten beide ihre gesamte Bedenkzeit nach 15 Zügen (!) verbraten. Tom konterte das Opfer am Brett sehr gut aus, fand aber in Zeitnot nicht den besten Plan. Schließlich einigte man sich angesichts der komplizierten Stellung und verbleibendem 21 Züge mit Inkrement auf Remis. Dabei war die Stellung beileibe nicht ausgekämpft. Verlieren wollte aber auch keiner.
Der Turniersieg war somit Buchholz-abhängig und völlig offen, zumal aus dem Verfolgerfeld noch zwei Spieler auf 4/5 aufrückten.
Bei Georg ging es in Runde 5 um nicht mehr viel. Einzig die gute ELO-Leistung galt es gegen Schein (2200) zu verteidigen. Das gelang anfangs nur mühevoll – denn Schein stand lange etwas besser. Beim Übergang ins Endspiel brachte Georg dann allerdings ein sehr hilfreiches Bauernopfer. Das entstehende Turmendspiel war auf einmal sogar gewonnen. Leider spielte Georg zu schnell auf Remis und lies gute Gewinnchancen liegen:3/5.
Edi und Tom kamen dann schließlich ins Preisgeld. Edi wurde Zweiter – nur einen halben Buchholz-Punkt hinter dem glücklichen Turniersieger Frank. Toms Gegner hatten in Runde 4 und 5 fast alle nicht mehr gepunktet und so fiel er – ohne wirklich etwas dafür zu können – noch auf Platz 6 zurück. Zwei Buchholzpunkte fehlten zum Turniersieg.
Alles in allem gab es deutliche ELO- und DWZ-Zugewinne bei Tom, Edi und Georg und ein neutrales Ergebnis bei Alfred, der trotz oder wegen(?) der Supergabelkombi unter Wert geschlagen wurde. Die Produktionsanlage in Weihenstephan wartete am Pfingstmontag allerdings vergebens auf Tom.
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