Die Sensation knapp verpasst: Ilmmünster Dritter im Bayerischen Pokal
In einem unglücklichen Halbfinale unterliegt die Mannschaft mit 1-3 gegen die SF Augsburg. Das Spiel um Platz 3 endet mit einem kuriosen, glücklichen Sieg gegen SC-SW Nürnberg. Den Pokal gewinnt Bavaria Regensburg in einem engen Finale gegen Augsburg.
Es sollte am Ende nicht sein. Die Schachspieler des SV Ilmmünster in der Aufstellung Niedermeier, Schwertler, Kampert und Seisenberger hatten – auch ohne den beruflich verhinderten Edwin Huber – die favorisierten SF Augsburg im Halbfinale des Bayerischen Schachpokals am Rande einer Niederlage. Am Ende spielten aber die Nerven nicht mit.
Die Augsburger waren an allen Brettern nominell stärker aufgestellt als Ilmmünster (beide Regionalliga) und damit ebenso favorisiert wie Oberligist Bavaria Regensburg gegen den Landesligisten SC-SW Nürnberg. Während die Regensburger an den Brettern 2-4 relativ sicher die Nürnberger überspielten und nur Jana Schneider gegen Reis am Spitzenbrett ein Remis in einer verrückten Opferpartie abgab, taten sich die Fuggerstädter lange sehr schwer.
In den ersten drei Stunden waren alle vier Bretter im Gleichgewicht. Andreas Kampert hatte gegen Zarko Vuckovic absolut solide agiert und eigentlich nie Probleme bekommen. Auch Philip Schwertler hatte gegen Wellers Angriffsschach trickreich verteidigt und stand sogar etwas besser. Thomas Niedermeier hatte gegen Brückner sogar die bessere strategische Ausgangslage und Georg Seisenberger hatte gegen Aleksandar Vuckovic eine absolut ausgeglichene Mittelspielstellung erreicht.
Leider patzte Andreas dann mit einem einzügigen Einsteller, ein Geschenk, das Zarko natürlich dankend annahm. Das war aber noch nicht weiter schlimm. Denn Tom hatte eine starke Angriffsstellung generiert. Und nach der besonderen Pokalwertung (Berliner Wertung) wäre sein Sieg auf Brett 2 mehr wert als die Niederlage von Andreas auf Brett 3. Nötig war dafür allerdings ein Remis von Georg auf Brett 1 und ein Remis von Philip auf Brett 4. Beides schien eigentlich in trockenen Tüchern – sofern die Zeitkontrolle überstanden werden würde. Denn beide hatten keine allzu großen Klippen mehr zu umschiffen.
Aber manchmal ist Schach nicht ganz nachvollziehbar. Philip sah den richtigen Zug De8 mit der Damentauschdrohung De5 (nebst Schach) und bekam offensichtlich Angst vor Th1+ Kg8 Kf3!! nebst Df6 und die schwarze Dame kann nicht mehr mit Schach nach e5. Indes hätte nach Th1 Kg7! Remis gehalten. In der Kürze der Zeit machte Philip den Panikzug d5 statt De8 und ging qualvoll unter.
Damit mussten jetzt Tom und Georg gewinnen, um nach Berliner Wertung noch mit 2-2 dank Siegen an Brett 1 und 2 zu gewinnen. Und Tom spielte seine Partie groß zu Ende: ein Springeropfer auf h6 beendete die Partie sehenswert.
Georg hatte indes leichte positionelle Chancen erhalten, da der weiße a-Bauer verwundbar war. Ein Endspiel ohne den weißen a-Bauern dürfte glatt für schwarz gewonnen sein. Und in der Tat hätte wohl Da7 mit der positionellen Idee Da6 und Tfc8 weiß große Probleme gemacht. Nach Ta8 verflachte die Partie allerdings. Das war für den Matchverlauf natürlich fatal. Denn in gleicher Stellung mit großer Remisbreite auf Gewinn spielen zu müssen, erfordert Geduld und die nötige Balance zwischen Aggressivität und Sicherheit. Georg konnte diese Aufgabe nicht lösen und stellte die Partie in Remisstellung kurz vor der Zeitkontrolle ein. Die Nerven spielten leider an diesem Tag an drei Brettern nicht mit.
Verrückt wurde es dann in der Finalrunde. Bavaria Regensburg gewann gegen Augsburg mit 2,5-1,5. Dabei standen die Augsburger an den Brettern 3 und 4 zeitweise sehr vielversprechend und Brett 2 schien lange gleich. Da Brett 1 (Schneider-Vuckovic, A.) schnell Remis gegeben worden war, sah vieles nach einem Augsburger Sieg aus. Als dann der Augsburger Hamkar (für Weller ins Team gerückt) gegen Goldbeck ein Endspiel mit Mehrbauer nicht gewinnen konnte und Zarko Vuckovic gegen Oberhofer einen Mehrbauern nicht halten konnte, kam es wie es kommen musste. Brückner patzte auf Brett 2 gegen Pezelj und die Regensburger gewannen mit der einzigen Partie, in der sie Gewinnchancen hatten, den Pokal. Aber natürlich ist auch die Kunst der Verteidigung im Schach wesentliches Element und hier waren die Regensburger am Ende eindeutig stärker.
Nach krasser der Verlauf im kleinen Finale. Denn Ilmmünster stand schon nach zwei Stunden nahezu aussichtslos mit dem Rücken zu Wand.
Tom hatte gegen Reis viel zu viel riskiert und sah sich nach der Eröffnung ebenso in Verluststellung, wie Georg, der gegen Saathoff einen Bauernvorstoß übersehen hatte. Einzig Andreas stand mit Mehrbauer und klaren Stellungsvorteilen gegen Konsek klar auf Gewinn. Philip stand auch etwas besser. Seine Partie gegen Meulner war aber noch im Gleichgewicht. Aber nach Berliner Wertung (diesmal Tom auf Bret 1) wären zwei Niederlagen von Tom und Georg schon das Ende gewesen.
Als Philip dann nach einem übereilten Vorstoß am Damenflügel in einen Königsangriff geriet und aufgeben musste, schien das Match gelaufen. Denn Tom und Georg hatten beide nur noch 2 min auf der Uhr (gegen 30 min) und völlig verlorene Stellungen zu verteidigen.
Aber die Nürnberger machten irgendwie den Sack nicht zu. Reis spielte statt des völlig normalen Dh6 (Diagramm 1) mit Gewinnstellung Sf5 und wurde in der Folge in einem Blitzduell von Tom ausmanövriert. Tom nahm einfach mit der Dame auf b2. Am Ende ließ Reis noch ein Abzugsschach zu, weil er sich in der Brettgeometrie verschaut hatte (Diagramm 2). Tom war am Abgrund gewandelt, aber nicht hineingefallen.
Nach diesen beiden verdrehten Partien sollte es noch wilder kommen. Da Toms Sieg (Brett 1) mehr wert war als die Niederlage von Philip (Brett 2) stand Nürnberg auf einmal unter Druck. Sie brauchten noch 1,5 Punkte. Und Saathoff hatte mit einem Springermanöver seinen Vorteil deutlich reduziert. So stark er mit einem Turmscheinopfer (erstes Diagramm) am Anfang zugeschlagen hatte, so wenig gelang es ihm jetzt die Partie zum Sieg zu bringen. In der zweiten Diagrammstellung hatte er Kb1 gezogen, in der irrigen Annahme, dass der schwarze Läufer nun hinge. Georg spielte aber Tg2:, da auf cd: Dc2 matt droht. Die Stellung war da immer noch gleich, aber Saathoffs Psyche spielte ab da nicht mehr mit. Er stellte in der Folge in einem Blitzduell einzügig einen Turm ein und gab auf. Auch Georg war am Abgrund gewandelt und nicht hineingefallen. Damit war der Mannschaftssieg sicher.
Kurios und bitter dann noch das Ende bei Andreas. Denn dieser veropferte sich in Gewinnstellung und musste seine Partie am Ende noch aufgeben. Das 2-2 mit Sieg nach Berliner Wertung war das Ergebnis eines brachialen Pokalkampfes mit glücklichem Ende für Ilmmünster. Das Glück, das im Halbfinale noch gefehlt hatte, war in diesem Match zurückgekehrt.
Natürlich wären wir gerne mit einem Halbfinalsieg in die Deutsche Pokalrunde eingezogen. Aber am Ende bleibt dennoch ein sensationelles Ergebnis, das nach 10 K.O.-Runden Platz 3 im Bayerischen Pokal bedeutet.
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