Erste unterliegt abermals Tabellenschlusslicht
Den heutigen Spielverlauf erträgt man zum Teil nur mit Galgenhumor, bitte sehen Sie es also Ihrem Berichterstatter nach, wenn er hin und wieder auf genau diesen in den folgenden Zeilen zurückgreift:
Als Aufbaugegner für Tabellenschlusslichter allerseits beliebt präsentierte sich die erste Ilmmünsterer Schachmannschaft heute. Ein Glück, dass in den nächsten Runden tabellarisch stärkere Gegner auf uns zukommen werden – dann ist der Spielausgang zumindest von vorneherein noch offen – aber der Reihe nach:
Nachdem zunächst Markus Reischl aufgrund eines Infekts krankheitsbedingt ersetzt werden musste, gesellte sich zu diesem in der Nacht auf Sonntag Mannschaftsführer Georg Seisenberger hinzu, welcher ebenfalls aufgrund Magen-Darm-Infekts passen musste. Genial dann der „Schachzug“ der Ilmmünsterer „Bosse“, Jonas Andre in die erste Mannschaft zu befördern, um ihm eine Stunde mehr „Verpennungszeit“ einzuräumen. Sorry, der musste sein. Doch nun zum seriöseren Teil des Berichts:
Mit bunt zusammengewürfelter Mannschaft gingen die Ilmmünsterer diesmal an den Start. An 1-3 die drei üblichen Verdächtigen, Andreas Kampert rückte auf Brett 4 vor, Felix Baier auf 5, Armin Höller auf 6, sowie Andre Jonas und Stephan Crone auf 7 und 8. Damit haben wir’s ingesamt genial gelöst: Der zweiten Mannschaft die DWZ-stärksten Leute abgezogen, diese dadurch geschwächt – und selbst nicht einmal gewonnen.
Dabei gelang den Ilmtalern ein Einstand nach Maß: Der Verfasser dieser Zeilen konnte auf Brett 3 seine Partie bereits nach 2 Stunden siegreich gestalten. Nach sizilianischer Dracheneröffnung ließ Olbrich seinen König zu lange in der Mitte, was Thomas Niedermeier durch Öffnung des Zentrums gut ausnutzen konnte – der Germeringer hatte nur die Auswahl zwischen Figurenverlust oder weiteren Übeln und musste nach 18 Zügen die Segel streichen. 1-0 nach zwei Stunden, eigentlich doch gar nicht so übel oder? Auch Andreas Kampert konnte in der normalerweise remislich wirkenden Rubinstein-Variante der französischen Verteidigung mit den weißen Steinen Vorteile akkumulieren. Nachdem sich sein Germeringer Gegenüber kaum noch rühren konnte, erlöste Andreas ihn schnell und knüpfte ein Mattnetz. Starke Partie von Andreas, der immer Herr der Lage war und schön „vollstreckte“ – 2-0.
Dann kamen unsere Ilmmünsterer Jungstars ins Spiel – mit der Schillerndste davon Felix Baier. Nach Aljechin-Eröffnung „vergaß“ Felix Baier den schwarzen Befreiungszug d6-d5 und fand sich schnell in einer für ihn unbequemen Stellung wieder. Er hatte deutlichen Raumnachteil und alle 4 Leichtfigurenpaare waren noch am Brett. Dass sein Gegner sich in der Folge kooperativ zeigte und nach und nach 3 Paare davon abtauschte, damit konnte man eigentlich nicht rechnen, es geschah jedoch genau so. Sein Gegner zog mehrmals seinen verbliebenen Springer hin und her und Felix begann damit, seine Dame über das komplette Feld zu schicken. Das Ganze entlud sich in einem taktischen Handgemenge, welches in einer Stellen 2 Türme gegen Dame endete. Die Turmpartei vertrat der Ilmmünsterer, der in der Abwicklung zuvor allerdings durch den Sperrzug Te5!! Eigentlich unter die Räder hätte kommen müssen. Glück für Felix, dass sein Gegner in Zeitnot war – sonst hätte er den Gewinnzug vielleicht entdeckt. Felix besetzte daraufhin mit beiden Türmen die 2. Reihe und bedrängte den weißen König, welcher auf der ersten Reihe abgeschnitten war und konnte am Ende undeckbare Mattdrohungen aufstellen. Eine typische Baier-Partie mit erfolgreichem Ende aber nicht immer wasserdichten Varianten. Egal – 3-0 für den SVI.
Was sollte also noch schiefgehen? 3-0 vorne gegen das Tabellenschlusslicht. Dachte sich auch Andre Jonas – der nach Rossolimo-Eröffnung den Zug 3. Lb5 mit 3. … Sa5!? kontern wollte. Sicherlich eine kreative Behandlung, allerdings verlangt diese Variante eine sensible Behandlung des Schwarzen. Im frühen Mittelspiel musste Andre dem Weißen dann das gesamte Zentrum sowie seinen schwarzfeldrigen Läufer überlassen – und stand sehr gedrückt, wenn auch noch haltbar. „Maximal remis“ dachte ich mir und genauso kam es dann nach weiteren Irrungen und Wirrungen auch – Jonas nahm beim Stande von 3-0 also Remis an und meinte nachher „Hätte ich bei 3-0 etwa in der Stellung nicht Remis annehmen sollen?“ Zu diesem Zeitpunkt war mit 0-4 aus den verbliebenen Partien noch nicht zu rechnen, von daher war das Remis nach dem Partieverlauf eher ein gewonnener halber Punkt für uns. 3,5 – 0,5 für Ilmmünster.
Weiter geht’s – wir wechseln auf Brett 6 zu Armin Höller. Nach relativ ruhiger englischer Eröffnung begann Armin damit, seine Königsflügelbauern nach vorne zu schieben mit der Folge, dass sein eigener König eine zukünftig ziemlich zugige Behausung bewohnen musste. Nachdem er taktisch das Läuferpaar aufgeben musste und der gegnerischere Läufer sich in der Nachbarschaft des weißen Königs auf h3 einfand, stand es schon relativ schlecht um den weißen Monarchen bestellt. Nach weiteren Abenteuern hingen am Ende mehrere Figuren des weißen gleichzeitig – was gleichbedeutend mit der Aufgabe war. 3,5 – 1,5 also – noch komfortabel aber auch noch nicht „durch“.
Stephan Crone auf Brett 8 wurde mit der „Modernen Verteidigung“ konfrontiert. Diese eigentlich etwas anrüchige Eröffnung beschert dem Weißen im Normalfall großen Raumvorteil im Zentrum sowie große Freiheit bei der Planwahl. Leider agierte Stephan für meinen Geschmack etwas zu ängstlich, sah viele gegnerische Drohungen, wo nicht wirklich welche existierten und fand sich in einem Mittelspiel mit eigener schwieriger Figurenstellung wieder. Nichts Dramatisches, aber man erkannte schon, dass es schwer werden würde, einen konstruktiven Plan zu finden. Auch in dieser Partie kam es zu einer „Entladung“: Stephans Gegner wollte taktisch einen Bauern gewinnen, wonach Stephan wohl Dauerschach gehabt hätte – aber Stephan wählte eine andere Abwicklung, welche auch nicht schlecht aussah. Sein Gegner erstaunte die Kiebitze in der Folge dann mit einer Art „Harakiri-Opfer“, welches inkorrekt war. Durch die Ilmmünsterer Zeitnot begünstigt konnte Stephan seine Gewinnstellung allerdings leider nicht verwerten und übersah ein wichtiges Detail – was in einer taktischen Stellung schnell die Partie kosten kann – so auch hier. 3,5 – 2,5 nur noch.
Persönlich rechnete ich immer noch mit einem Sieg, da unsere beiden Spitzenspieler an 1 und 2 doch zusammen einen Punkt zusammenbekommen sollten, dachte ich mir. Und es sah auch lange gut aus – Edwin Huber kam in seine Vorbereitung und konnte ein gutes Mittelspiel für sich verbuchen, in dem sein Läufer stärker als der Deues’sche Springer sein sollte. Mittendrin packte Deues dann die taktische Keule aus, schlug mit seiner Dame auf f7 ein und gewann damit vorläufig einen Bauern, den Edi allerdings schnell zurückerobern konnte. Mir gefiel seine Stellung, wenn auch, um Andreas Kampert zu zitieren, vermutlich „nicht viel los“ war. In der Folge konnte Edi sogar einen Mehrbauern für sich verbuchen und es schien, als würde er mit seinen Freibauern locker gewinnen, doch Deues begann einen Königsangriff mit König Turm und Springer, welcher wohl vom Ilmmünsterer Spieler etwas unterschätzt wurde, bei bestem Spiel aber wohl kaum durchschlagend hätte sein dürfen. Zum Unglück der Ilmtaler ging der Angriff durch – der Ausgleich: 3,5 – 3,5.
Der letzte verbliebende Vertreter war also Philip Schwertler. Dieser schlug mit 1. e4 auf und es entwickelte sich ein Italienisches Läuferspiel mit zunächst stereotypen Stellungsbildern. Dass die schwertlersche Kreativität nicht allzu lange würde auf sich warten lassen, war dem Schreiber dieses Berichts schnell bewusst und Philip begann, mit g2-g4 Raum am Königsflügel zu gewinnen, während sich Gegner Wawra zunächst einigelte und „hinten drin“ stand. In der Folge hätte Philip durch ein brilliantes Damenopfer die schwarze Stellung im Sturm erobern können – und damit wohl die Partie seines Lebens spielen können. Leider lebte er zu diesem Zeitpunkt nur noch vom Inkrement. Wenn man das Opfer einmal sieht, dann ist es eigentlich gar nicht so schwer, durchzurechnen, man muss das Motiv halt in Windeseile erspähen. Da er seinen König in der Mitte ließ, bekam Wawra dann Gegenchancen, welche allerdings bei bestem Spiel wohl in ein für Philip vorteilhaftes Endspiel münden hätten sollen. Leider verlor unser Kämpfer in der Folge etwas den Faden, gab seine Dame für 2 Türme und konnte keine befriedigende Figurenkoordination herstellen, sodass Wawra die Initiative übernahm und am Ende siegreich vom Feld ging. 3,5 – 4,5!
Was für ein Nackenschlag – Nach 3,5 – 0,5 am Ende nichts mehr geholt und sogar noch verloren! Unglaublich bitter, aber die Chancen auf den Mannschaftssieg waren da, man hätte sie nur ergreifen müssen.
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