Erste lässt Punkte in Neuburg liegen – unerklärliches 3,5-4,5
Mit nahezu bester Aufstellung trat die erste Mannschaft beim gefährlichen Aufsteiger in Neuburg an. Lediglich Felix Baier und Markus Reischl hatten abgesagt. Die Neuburger haben etliche Spieler der ehemaligen Landesligamannschaft vom SK Ingolstadt in ihren Reihen, die zusammen mit den besten Neuburger Bezirksligaspielern eine starke Regionalligamannschaft stellen. Entsprechend eng war der Ausgang des Matches zu erwarten.
Aber es begann alles sehr vielversprechend: Edi Huber kam gegen Wolfgang Sailer mit Mehrbauer aus der Eröffnung, Philip Schwertler machte von Anfang an gegen Juan Manual Vaccaroni Druck und auf keinem der Bretter standen wir schlechter. Als dann Jonas Andre gegen Lars Heppert etwas unter Druck geriet war Armin Höller schon auf der Siegesstraße gegen Klaus Richter.
Jonas hatte gegen Hepperts Alapin-Variante zunächst etwas ungenau agiert und einen nicht blockierten Freibauern zugelassen und für dessen Gewinn dann seinen schwarzfeldrigen Läufer gegen einen Springer getauscht, worauf in der ersten Diagrammstellung Heppert mit Tf6: eine Quali für einen gefährlichen Angriff opferte. Nach gf: Lh6 (Diagramm 2) musste Jonas diverse Mattdrohungen entschärfen. Er entschied sich für den starken Zug f5!? (möglich war wohl auch Dh4) und Heppert musste nach Df5: Dd4 die Quali zurücknehmen und in ein Schwerfigurenendspiel abwickeln. Statt dieses noch auf Initiative zu spielen, bot Heppert Remis, was Jonas annahm. Eine konzentrierte Verteidigungsleistung von Jonas.
Armin hatte indes seine aktuell bestechende Form schnell in einen glatten Sieg gegen Richter transformiert. Auch wenn der Neuburger mit einem Blackout (Lh3 in Diagramm 3) kräftig mithalf, den Verlauf der Partie zu beschleunigen, muss man festhalten, dass Armin aktuell alles gelingt. Seine Figuren stehen harmonisch und seine Kombinationen sind folgerichtig und präzise. Auf Lh3? folgte b5 Lg2: bc: Dh3 Se7: +- und nach wenigen Zügen hatte er Figur, Bauer und Initiative mehr (Diagramm 4, schwarz am Zug); bald danach gab Richter auf. Armins Kommentar: „das hat wieder Riesenspaß gemacht“, drückte seine Gemütslage nach 6 Siegen aus den letzten 7 Partien, die er in verschiedenen Wettbewerben aktuell geholt hat, aus.
Nach diesen beiden schnellen Partien stand ein 1,5-0,5 zu Buche und Edi konnte sich den Luxus leisten, Sailers Remisangebot abzulehnen. Er hatte immer noch einen soliden Mehrbauern. Auf allen anderen Brettern standen wir mindestens gleich, auf einigen etwas besser und bei Philip entscheidend besser. Andreas Kampert hatte gegen Christian Liesecke eine Benoni-Stellung zu verteidigen, sich aber nach und nach befreit und aktives Spiel gegen f4 organisiert. Thomas Niedermeier hatte gegen Andre Wurzels Englische Eröffnung leichte Vorteile dank seines massiven Zentrums erzielt, Georg Seisenberger hatte gegen Daniel Ebenhöchs Englische Eröffnung dynamische Initiative entwickelt und Leo Knoblauch stand gegen Bernhard Gerstners soliden Spanier mit leichten Vorteilen am Brett.
Auf der Siegerstraße bereits angekommen war Philip. Er hatte aus einer Wald- und Wieseneröffnung heraus feine positionelle Manöver gestartet, das schwache Feld f6 und einen lange unrochierten schwarzen König dabei ständig im Blick gehabt. In Diagramm 7 begann die Etappe „Damenjagd“ (mit Tc1), die schwarz bereits vor unlösbare Probleme stellte und so wurde die weiße Stellung mit jedem Zug ein Stück weit besser. Leider verpasste Andreas exakt in dieser Phase ein schönes Qualiopfer, das ihm sofort eine Figur beschert hätte: Diagramm 8.
Es ist im Nachhinein nicht ganz verständlich, warum Andreas mit ausreichend Zeit nicht Te3 gespielt hat; denn nach Te3: Te3: und Lf4 hat weiß nicht einmal ein Schach und verliert den Tc1 ersatzlos.
Während Philip und Andreas in der Folge mit großem Übergewicht unterwegs waren, sammelten Leo und Georg kleinere Vorteile ein. Bei Leo ergab sich z.B. die Möglichkeit in der Stellung gemäß Diagramm 9 mit Dd6 die schwarze Struktur zu zerstören. Lf6: würde dann gf: erzwingen und schwarz mit langfristigen Problemen konfrontieren. Leo verfolgte aber das Ziel ein Endspiel mit dem Läuferpaar zu erreichen. Georg knobelte lange an der Möglichkeit die Quali mit Te3: zu opfern – und verwarf sie dann zugunsten des natürlichen Sc5.
Was dann folgte war eine unglückliche halbe Stunde, die den ganzen Wettkampf auf den Kopf stellte. Edi unterschätzte die schwarzen Möglichkeiten und spielte in der Diagrammstellung 11 unten Dc2, was sich als sehr mehr als unglücklich entpuppte, da nun der Bauer auf c3 gefesselt ist. Es folgte Se3: Le3: und ed: worauf Edi die Partie mit Lg5? endgültig wegwarf; spielbar war ggf. noch Lf4 mit schwarzem Vorteil. Sailers brillanter Konter e3! kostete Edi mindestens eine Figur, weswegen er aufgab. Man beachte das in verschiedenen Varianten verfügbare Zwischenschach Dc5!
Leo entschied sich, in der Annahme, dass ein Remis zum Mannschaftssieg immer noch reichen würde, für die Punkteteilung und spielte das ersehnte Endspiel mit Läuferpaar gegen L+S nicht mehr aus und Tom brach in einem Anfall von Angriffswallung sämtliche Brücken hinter sich ab und zerstörte sein eigenes Zentrum für einen Turm am Königsflügel. Als sich dieser schließlich mitten am Brett verlaufen hatte, war klar, dass das nicht die richtige Strategie gewesen war. Tom kämpfte noch verzweifelt um Ausgleich, hatte aber gegen den souverän agierenden Wurzel keine Chance mehr. Man vergleiche die obige Stellung zu Beginn und die untere Stellung am Ende des Mittelspiels: Toms Plan hat einzig die weiße Stellung verbessert. Und so stand es auf einmal 2-3, ohne dass die Neuburger irgendetwas dafür riskiert hatten.
Aber es kam noch schlimmer. Bei Georg kam folgende kritische Stellung aufs Brett, in der sich schwarz mit Lc6! signifikanten Vorteil sichern konnte. Georg griff aber sorglos a Tempo zu Dc2? und wurde mit Sd1! kalt erwischt. Das folgende panikartige De2 stellte die Partie schon ein; mit Dc6 wäre der Kampf völlig offen gewesen, während Df2 Remis erzwungen hätte: z.B. Te4: Sd2 Tf4 Sf1+Kh1 nebst Sg3 ist Dauerschach. Einzig Philip spielte aus einem Guss seine Partie zu Ende. Nach Bauerngewinn folgte ein schöner Figurengewinn mit Lc5 in der Diagrammstellung unten. Vaccaroni wählte nicht das verlorene Bauernendspiel, sondern spielte Td1, um nach Ke2 den Se7 zu opfern, was aber natürlich in eine aussichtlose Niederlage mündete:3-3
Es sah also nach der Zeitkontrolle nach einem 4-4 aus, weil Georgs Endspiel völlig verloren war und Andreas mit Mehrbauer einem sicheren Sieg entgegensteuerte. Aber an diesem Tag passte einfach gar nichts. Andreas hatte sicher dutzende verschiedene Gewinnwege, z.B. ein ganz bescheidener Tausch guter S gegen schlechter L in der Diagrammstellung unten, mit leicht gewonnenem Turmendspiel. Man beachte, dass der wK nach Tc5 nie die d-Linie betreten kann, ohne dass ein verlorenes Bauernendspiel entsteht. Es gab aber sicher noch einfachere Gewinnwege.
Andreas tauschte in der Folge unmotiviert viele Bauernpaare und dachte, er könne auch noch die Türme tauschen, um mit 2 Mehrbauern zum Punkt zu kommen. Aber genau das funktionierte dann nicht mehr. In der letzten Diagrammstellung spielte Andreas Tb3, um mit der Springergabel den Turm zurückzuholen. Aber Liesecke konterte mit gf:+ gf: Tb3: Sd2 Kf4 Sb3: und opferte mit Ld6: seine Figur für die letzten beiden Bauern. Bitteres Ende eines durch viele unnötige Fehler verkorksten Wettkampfes. Wolfgang Sailer stellte am Ende ungläubig fest, dass die letzte Partie wie durch ein Wunder ins Remis entglitten war. Man muss sagen, dass uns auf wundersame Weise nicht nur ein halber, sondern mehrere halbe Punkte durch die Lappen gegangen sind.
Es gilt jetzt, in der nächsten Runde beim nächsten Aufsteiger in Dingolfing unbedingt zu punkten, um nicht auf Dauer im Abstiegskampf stecken zu bleiben.
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