Erste verpatzt (wieder einmal) Saisonstart
Mit einer desolaten Leistung unterlag die erste Mannschaft des SV Ilmmünster dem Aufsteiger Ergolding mit 2-6. Die Niederlage ging vollends in Ordnung und wurde durch viele haarsträubende und unerklärbare Fehler verursacht. Die Gäste aus Ergolding spielten hingegen konsequent und konzentriert. Diese junge Mannschaft mit 5 Jugendlichen ist sicher kein Abstiegskandidat.
Alles begann mit einem schnellen Remis durch Edi Huber gegen Stephan Mooser auf Brett 1. Edi zeigte sich bestens vorbereitet und so war der Ergoldinger Spielertrainer – nominell einer der stärksten Spieler der Liga – mit der Punkteteilung zufrieden.
Somit lief alles eigentlich nach Plan. Denn an den verbleibenden sieben Brettern waren wir nominell allesamt stärker bewertet. Aber an diesem Tag sollte etwas ganz Anderes passieren. Der Unfug begann schon nach einer guten Stunde, als Leo Knoblauch gegen Lohr auf die Idee kam, eine früher ausanalysierte Najdorf-Variante „anzuwenden“. Prompt verwechselte er zwei Abspiele und kam dann in der Diagrammstellung auch noch auf die sorglose Idee mit dem Sc3 auf b5 zu opfern (in Ordnung ist Sdb5: ). Dies war gleichbedeutenden mit der kampflosen Überreichung des ersten ganzen Punktes an die Gäste, denn nach ab: Tb5: ist der La4 ungedeckt und Weiß verliert nicht nur Turm und zwei Figuren für die Dame, sondern lässt dem Schwarzen auch noch starke Drohungen, die Lohr dann sicher dazu nutzte, die Partie mit Genuss nach Hause zu spielen. Taktisch ließ der Ergoldinger, der eigentlich aus Mainburg stammt – wahrlich nichts mehr anbrennen.
Zu dieser Zeit stand Thomas Niedermeier, der geradewegs von der Nachtschicht ans Brett gekommen war, in etwa ausgeglichen gegen Nicholas Mooser. Georg Seisenberger hatte etwas Eröffnungsvorteil gegen Lichtmannecker und bei Andi Fröschle gegen Denk war auch der Ilmmünsterer im Vorteil.
Alle übrigen Bretter hatten äußerst bescheiden eröffnet. Philip Schwertler hatte gegen Astner eine Version des angenommen Damengambits am Brett, die er schon x-mal in Turnierpartien (u.a. gegen einen IM) vorteilhaft behandelt hatte – an diesem Tag spielte er seltsame Züge und platzierte seine drei Leichtfiguren so unglücklich, dass die schwarzen Bauern a und b bereits aus der Eröffnung heraus gefährlich wurden. Armin Höller hatte gegen Hammerl nicht nur jede Menge Zeit in seine ersten 8 Eröffnungszüge gesteckt, sondern auch bald schon große Probleme sein wacklig aufgestelltes Zentrum zusammenzuhalten. Andreas Kampert eröffnete derart passiv gegen Kreilinger, dass der Ergoldinger gar nicht anders könnte als einen Königsangriff einzuleiten. Allerdings war bei dieser Partie klar, dass Andreas keinen prinzipiellen Fehler gemacht hatte und die Königsindische Struktur einiges aushielt.
Alles in allem also trübe Aussichten nach zwei Stunden.
Aber es kam noch viel schlimmer. Andi hatte nach glänzendem Spiel eine glatte Gewinnstellung am Brett (Diagramm). Aus unerfindlichen Gründen vertraute er nicht auf das Opfer Sg6:, auf das er hingespielt hatte. Dabei hätte dieses Opfer den typischen Rochadeangriff mit Dh5 und dem g6 Bauern ermöglicht, der nicht mehr zu verteidigen war. In einer Variante – so Andi hinterher – hatte er sich verrechnet: hier vergaß er, dass er Lh6 mit Mattdrohung spielen konnte. Statt Sg6 zog er Sg4, vergab den Vorteil und stellte drei Züge später- die Brechstange geht hinterher nie – die Partie ein, als er unkorrekt versuchte doch noch einen Königsangriff anzuleiern. Das weiße Zentrum kollabierte und am Ende gewann Denk mit einer schönen Taktik die Partie. Nach 1,5 überreichten Punkten und einem Zwischenstand von 0,5-2,5 waren natürlich die verbleibenden Bretter unter Zugzwang.
Georg hatte sich auch daher entschieden, voll auf Königsangriff zu setzen. Ein Versuch, der scheinbar aufzugehen schien. Denn nach 20 Zügen hatte er alle (bis auf eine) Figuren im Angriff und Weiß mindestens drei unbeteiligte Randprotagonisten (Diagramm). Statt den letzten Gaul in die Schlacht zu stecken (Sde5), zog er fg: mit unkalkulierbaren Komplikationen. Sde5 gewinnt nach gf: und Sg6! sofort. Lf4: Tf4: Sg6 ist noch einfacher. Statt Sg6 hatte Georg aber nur Sf3 gerechnet, der nichts einbringt. Die Partie gelangte so in eine wilde Zeitnotphase, in der beide Seiten gute Chancen ausließen. Am Ende stellte Georg dann noch den zweiten halben Punkt ein und wurde matt. Auch hier hatte der Ergoldinger Jungstar die Nerven behalten. Das Überreichen des nächsten ganzen Punktes war schon der Genickschlag für das Team.
Andreas Kampert hatte inzwischen für etwas Licht am Ende des Tunnels gesorgt und sich nach Bauernraub konsolidiert (nicht ohne schwierige Momente überstanden zu haben). Aber auch er wollte an diesem Tag ganz „im Sinne der Mannschaft“ spendabel sein. In der Diagrammstellung hatte er gerade mit g5 (Weiß zog darauf Tg1), den weißen Springer gewonnen. Aber – zur Verwunderung seiner Teamkollegen, nahm er ihn nicht! Nach Tf4: Tg5:+ und Sg6 hat schwarz einen Mehrspringer und bei weiß hängen Dame und Turm. Nach Te5: Th4: Tf7: Kf7: wäre die Partie beendet gewesen. Andreas zog Tg7, ließ noch einen Gewinn aus und fand sich wenige Züge später in glatter Verluststellung wieder. Einzig hier hatten die Gäste dann ein Einsehen. Denn Kreilinger misshandelte das (zugegeben nicht leichte) Endspiel mit Mehrqualität dann doch noch, so dass Andreas zum ganzen Punkt kam.
Und auch bei Armin schien sich das Blatt zu wenden. Denn der bis dato so stark aufspielende Hammerl stellte auf einmal einen ganzen Turm (!) ein. Sollte vielleicht doch noch etwas gehen? Tom konnte immer noch gewinnen und Philip zumindest nicht verlieren. Sollte sich da noch ein blaues Auge mit 4-4 abzeichnen?
Die Antwort darf nicht überraschen: natürlich nicht! Denn Tom holte nun nach knapp vier Stunden seine schlaflose Nacht ein. Er spielte vor der Zeitkontrolle schon auf Inkrement. Dennoch hätte er mit mehr Frische sicher kein Problem gehabt zu erkennen, dass die einzügige Gabel Sd6 mit Mattdrohung mindestens den f5 Bauern gewinnt. So zog er monoton Kf1 und die Partie ging in die Verlängerung. Schließlich stellte er – mit Brechstangenschach – einen Bauern ein und verlor. Auch hier hatte der junge Mooser seine große Wettkampfhärte bewiesen.
Auch Armin verschenkte dann noch einmal einen halben Punkt. In der Diagrammstellung war ihm offenbar nicht bewusst, dass er nach Tg1, Lb3 mit Th1 den weißen König auf die h-Linie treiben konnte: Kg5 und Ke5 mit Opposition schaut schwer nach einer Zugzwangstellung für Weiß aus. Armin spielte indes Tg2 und nach Lb3 Tf2+ ? wonach keine Opposition mehr zustande kommt.
Und auch Philip wollte nicht ohne Gastgebergeschenk nach Hause gehen. Allerdings nur ein ganz kleines. Denn er verschmähte in der Diagrammstellung den Qulitätsrückgewinn Sc4:, zog Lf6: und stellte nach Tc1 fest, dass er mit Zitronen gehandelt hatte. Ob die Partie nach Sc4: noch zu halten gewesen wäre, ist eine andere Frage.
Fazit: So desolat haben wir in der Liga nichts verloren. Sowohl die z.T. verheerende Eröffnungsbehandlung als auch die vielen Fehlentscheidungen und Blackouts müssen schleunigst abgestellt werden. Ergolding hat hingegen eine starke Mannschaft, die an diesem Tag eindeutig besser war als wir.
Die zweite Mannschaft gewann erstaunlich hoch gegen Friedrichshofen. 6-2 hieß es am Ende. Mario Walter und Felix Baier hatten schnell sichere Remisen beigesteuert, Mannschaftsführer Alfred Winkelmeier und Stephan Crone (beide nach vielversprechenden Partien) weitere halbe Punkte eingefahren. Herbert Peter hatte kampflos gewonnen. Die restlichen drei Siege von Theo Eichinger, Georg Langenegger und Norbert Holzmayer waren etwas glücklich, da hier die Gäste gute Chancen liegen ließen.
Die dritte Mannschaft siegte überraschend in Freising. 3,5 – 0,5 hieß es am Ende gegen Freising 3. Alex Pertaia überzeugte am ersten Brett mit einem Remis gegen Cyrener. Auch der zweite Nachwuchsspieler Ivan Petrov spielte stark. Er gewann ebenso wie Mannschaftsführer Bert Kaindl und Gerhard Wildmoser.
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