Erste holt ein 4-4 beim Landesligaabsteiger in Passau
Nach einem Jahr Pause gelang somit ein guter, aber kein sehr guter Start in die neue Regionalligasaison. Leider gab es wieder einige unnötige Gastgeschenke, die einen Sieg am Ende unmöglich machten.
Die erste Mannschaft konnte in starker, fast vollständiger Besetzung zum ersten Saisonspiel antreten. Einzig Leo Knoblauch und Markus Reischl waren kurzfristig verhindert. Es stand gleich die weite Fahrt zum Landesligaabsteiger nach Passau an. Auch die Gastgeber waren durch die Bank stark aufgestellt – ein durchaus nicht selbstverständlicher Umstand, wird doch unter striktem Hygienekonzept (3G, mit Maske und Sicherheitsabständen) gespielt. Die Passauer hatten hier alles vorzüglich organisiert und so verliefen Impfnachweis- und Testnachweis-Kontrollen reibungslos. Bei einer Impfquote von knappem 95% gab es keine Probleme.
Der Kampf verlief von Anfang an spektakular. Edi Huber hatte gegen Offinger eine lange und bis zum 20.Zug ausanalysierte Variante des MacCutcheon-Franzosen am Brett – mit scharfer Stellung und Mehrbauer, für den schwarz allerdings Kompensation mit starkem weißfeldrigen Läufer hatte. Thomas Niedermeier fand sich in einem modernen, dynamischen Hybrid-Sizilianer gegen Schmid wieder, der derzeit auch auch Topniveau sehr populär zu sein scheint. Scharf waren auch die Sizilianer von Andreas Kampert gegen Zauner bzw. von Schwabeneder gegen Jonas Andre sowie die spanische Nebenvariante, die Bittner gegen Armin Höller gewählt hatte. „Ruhig und gesittet“ ging es hingegen bei Georg Seisenberger gegen Linhart, Lang gegen Philip Schwertler und bei Felix Baier gegen Geller zu.
Bei Armin kulminierte die scharfe Eröffnung ziemlich schnell in einem taktischen Handgemenge, das mit der Stellung im ersten Diagramm unten begann. Armin wählte das aktive g5! Und Bittner entschied sich, seinen Läufer auf f4 für den Springer auf g5 zu geben. In der Folge behielt Armin die bessere Übersicht und konnte den e5 Bauern mit dem verbliebenen Springer schlagen und diesen mit f6 stabilisieren. Der Springer und die beiden f-Bauern boten ein stabilies Bollwerk, das den Passauer Angriffsbemühungen Stand hielt, und so bekam Armin Initiative und sicherte sich mit genauen Zügen dauerhaften Vorteil. In schwieriger Stellung verlor Bittner dann eine Figur und damit die Partie. Man merkte, dass Armin schon einige Turniere nach der Coronapause hinter sich hat. Spielfrreude und Sicherheit in Folge der regen Praxis waren nicht zu übersehen.
Die frühe Führung sollte allerdings nicht lange halten, denn Jonas fand – ganz im Gegensatz zu Armin – keine Zentrumsstablität. Nach kreativer und durchaus genauer Eröffnung hatte er in der Diagrammstellung die wohl beste Chance, mit Sc5 in Vorteil zu kommen. Nachdem er diesen Zug allerdings verpasst hatte, kam Schwabeneder ans Ruder, das er bis zum Schluss nicht mehr abgab. Jonas konnte seine Stellung einfach nicht mehr konsolidieren und verlor – im Versuch, die dynamischen Angriffschancen von weiß zu neutralisieren – zu viele Bauern.
Ein dynamisches Handgemenge lieferte sich unterdessen Felix mit dem starken Geller. Jener hatte einen Springer geopfert, mit der starken takischen Drohung, Dame für Turm und damit die Partie zu gewinnen. In der Tat sieht die Diagrammstellung sehr gefährlich aus. Felix fand mit d6! allerdings einen praktisch sehr starken Zug, der Geller zu einer schweren Entscheidung zwang. Sollte er Df6 oder Td6: ziehen? Letzterer scheint an Td6: zu scheitern und schwarz verliert beide Türme für die weiße Dame. Ersterer bringt die Dame allerdings auf der f-Linie unter Turmbeschuss. Geller fand die richtige Fortsetzung (Td6!!) nicht und kam nach Df6 selbst in Bedrängnis. Ein scharfes Hauen und Stechen mit beiderseitigen Chancen endete schließlich in einem nicht ungerechten Remis – eine beachtliche Leistung von Felix.
Dynamisch auch die Partie von Schmid gegen Tom, bei der Tom – bei eigener knapper Zeit – nach Öffnung der Linien b bis d mehr und mehr Initiative aufbauen konnte. Dannoch konnte Schmid alle Drohungen abwehren und immer gerade so die Stellung im Gleichgewicht halten. Als auch seine Zeit knapper wurde, stellte er dann allerdings unverständlicherweise einzügig einen Turm ein, ein Geschenk, das Tom natürlich dankend annahm: 2,5-1,5.
Solche kleinen Geschenke sollten leider allerdings schon bald mehr als kompensiert werden. Überreicht wurde das erste größere Geschenk von Georg Seisenberger, der auf diesem Gebiet reichhaltige Erfahrung mitbringt. Nach ruhiger positioneller Spielführung war Georg am Damenflügel entscheidend in Vorteil gekommen und hatte Läufer und Springer für einen Turm geopfert. Einen schnelleren Sieg hatte er bereits verpasst, als Linhart in der Diagrammstellung auf einmal durch den überraschenden Zug a6 Gegenspiel mit der Spießdrohung Ld3 anmeldete. Georg geriet auf emotionale Abwege und versäumte es mit Ta6: nebst Ta7 (noch stärker nebst b5!) seine Gewinnchancen zu behalten und überreichte in der Folge nicht nur einen halben, sondern einen ganzen Punkt durch ungenaues Spiel: 2,5-2,5.
Das zweite große Geschenk lies sich Andreas nicht nehmen bzw. er gab alles, was er hatte in Form von Türmen und Königssicherheit mit vollen Händen her. Vorangegangen war eine wilde, unorthodoxe Partie mit vielen beiderseitigen Chancen, in der beiden Kontrahenten viel riskiert hatten und Andreas immer wieder mit unkonventionellen Zügen seinen Gegner unter Zeitdruck gebracht hatte. Mit großem Zeitvorteil und in klarer Gewinnstellung (Diagramm) verpassste Andreas, einen der mehreren möglichen Gewinnzüge zu wählen, und zog statt einem natürlichen Zug, wie etwa Dh3, das seltsame hg:?, was Zauner unverhoffte Angriffschancen auf der g-Linie brachte. Das entstehende offene Handgemenge ging dann zu allem Übel auch noch an den Passauer zum 2,5-3,5.
Es verbliebenen beiden Partien musste jetzt also den Umschwung bringen und beide sahen auch sehr gut aus. Philip hatte von der Eröffnung weg Initiative behauptet und einen Bauern gewonnen. Sein Turmendspiel mit 5 gegen 4 Bauern sollte technisch gewonnen sein – allerdings noch viel Arbeit erforderlich machen.
Edi hatte indes mit starkem Spiel eine klare Gewinnstellung erhalten, vermutlich auch durch einige ungenaue Züge in Zeitnot von Offinger beschleunigt. Ihm boten sich etliche Gewinnpläne. Ein erster besonders ästhetischer Gewinn war in der Diagrammstellung möglich mit Tff4, was zusammen mit Sd4 alle weißen Figuren zetralisiert und den schwarzen König in ein Mattnetz treibt. Edi verpassste diese und weitere Möglichkeiten aber und wickelte in ein immer noch gewonnenes Endspiel mit Turm und Läufer gegen Turm und Springer ab. Hier kam er dann allerdings auf Abwege, als er von einer taktischen Finesse verführt, einen Bauernabtausch forcierte, der ihm drei gegen einen Bauern bescherte -allerdings auf Kosten eines aktiven schwarzen Königs. Am Ende konnte ein im Endspiel stark aufspielender Offinger in ein Remis-Trurmendspiel abwicklen, was eine durchaus herbe Enttäuschung für uns war.
Keine Zweifel aufkommen lies hingegen Philip, der die einseitigste Partie des Tages sauber nach Hause spielte. Der e-Freibauer war am Ende nicht aufzuhalten. Hätten einige seiner Mannschaftskollegen ähnlich sauber ihre Chancen verwertet, wäre durchaus ein Auftaktsieg bei den starken Passauern möglich gewesen.
In drei Wochen tritt die erste Mannschaft in Tegernsee an. Die zweite Mannschaft startet am 7.November in die neue Saison.
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