Kelheimer Weihnachtsopen mit vier Ilmmünsterern

Der Topgesetzte Regensburger Loos gewinnt das Turnier mit 6/7 vor dem punktgleichen Neuburger Wurzel. Tom, an Zwei gesetzt, wird am Ende Vierter mit einem halben Punkt Rückstand. Norbert gewinnt den Ratingpreis unter 1800 mit 4/7. Georg erreicht mit 4/7 und Platz 33 exakt seinen Setzlistenrang. Alfred mit 3,5/7 holt wieder „Skalpe“ von besser klassifizierten Spielern und macht einige DWZ Punkte gut.

Das Wittelsbacher Weihnachtsopen in Kelheim ist wirklich eine Reise wert. Die Gastgeber hatten optimale Spielbedingungen für 128 Teilnehmer im Saal eines renommierten Hotels in der Innenstadt bereitgestellt. Zwischen DWZ 1200 und 2300 war alles am Start. Da mit beschleunigtem Schweizer System gespielt wurde, gab es gleich in Runde 1 interessante Duelle – mit zwei Ilmmünsterern an den Brettern 1 und 2.

Norbert Holzmayr hatte gegen die Nachwuchsspielerin Krejci keine Probleme. Er gewann eine Figur durch Beseitigung ihrer Verteidigung. Härter tat sich Alfred Winkelmeier, der gegen den schwächer eingestuften Guckes nur zu einem Remis kam. Niederlagen setzte es an den Brettern 1 und 2. Georg Seisenberger hatte gegen den Topgesetzten Roland Loos eigentlich eine ausgeglichene Mittelspielstellung erreicht, als er zu sorglos agierte und Loos einen furiosen Königsangriff aus dem Ärmel zauberte und zum Sieg führte.

Runde1 : Stadler-Niedermeier

Schlimm erwischte es Thomas Niedermeier, der – an Zwei gesetzt – mit dem Turniersieg liebäugelte, aber gegen den schwächer eingestuften Stadler in der Eröffnung zu sorglos agierte und sich in der Folge auf ein unklares Handgemenge einließ. Stadler opferte eine Quali für einen Bauern und erreichte in der folgenden Stellung vielversprechenden Angriff. Der La7 steht abseits und der h-Bauer von weiß droht nach vorne zu stoßen. Tom zog Kf8 und ging im Königsangriff unter. Das verblüffende Bauernopfer c4 hätte noch Möglichkeiten versprochen.

Runde 2: Niedermeier – Seifert

Mit der gehörigen Wut im Bauch trat Tom dann in Runde 2 an und überspielte seinen Gegner Seifert schon aus der Eröffnung heraus. In der Diagrammstellung machte Tom mit a6 den Deckel auf ein sehr überzeugendes positionelles Spiel.

Georg spielte eine wilde Partie gegen Bodenschatz, in der er mehrmalige Bauernopfer anbot und am Ende in einem taktischen Handgemenge eine Quali gewann. Das Endspiel mit zwei Türmen gegen Läufer und Turm war dann gewonnen. Norbert sorgte für die erste positive Überraschung, indem er den besser klassifizierten Stadler mit schwarz bezwang. Und Alfred machte das 4-0 in dieser Runde perfekt. Er besiegte Aumüller.

Runde 3: Winkelmeier-Boos

Auch Runde drei brachte starke Ergebnisse. Alfred überspielte den 2000er Boos, dessen Lb7 in der gesamten Partie nicht zum Zuge kam. In der Diagrammstellung zog Alfred Se5, was den Tf4 in Bedrängnis bringt. Boos opferte eine Quali und bot Remis, was Alfred ablehnte. Kurz darauf machte Alfred den ganzen Punkt perfekt. Tom fuhr einen erarbeiteten Pflichtsieg gegen den Nachwuchsspieler Gold in einem zähen Endspiel mit Turm und Leichtfigur ein. Nur Norbert musste gegen Wolfgang Sailer vom SK Neuburg die Segel streichen.

Runde 3: Stöckl-Seisenberger

Georg gewann gegen den Nachwuchsspieler Stöckl in einem wilden Königsangriff. In der Diagrammstellung sah es starkt nach Tff4: mit klarem schwarzen Vorteil aus. Es gab aber einen stärkeren Zug, den Georg am Zug auch fand. Welchen?

In Runde 4 durfte Alfred auf Brett 3 antreten. Dem starken Orthenburger Kleibel war er am Ende aber nicht gewachsen. Alfred half aber auch gehörig an der Niederlage mit. Er schaffte es, seine Bauern so schlecht aufzustellen, dass alle Leichtfiguren mehr oder minder nicht ziehen konnten. Da war es für Kleibel natürlich ein Kinderspiel, den Punkt einzutüten. Norbert trumpfte groß auf und überspielte Horni, einen 2000er. Leider hat Norbert keine Partien zur Verfügung stellen wollen – seine Vorbereitung für die KEM wollte er nicht aufdecken. Tom hingegen haderte mit seiner Vorteilsverwertung gegen den jungen Schilay – zu unrecht. Denn diese war astrein. Er nahm einen gesunden Mehrbauern nicht an – was ihm noch beim Abendessen zu schaffen machte – und spielte stattdessen auf Initiative. Die Stellung war komplex, aber am Ende stand nach fehlerfreiem Spiel ein sehenswertes Matt (Diagramm). Welches?

Runde 4: Niedermeier-Schilay

Georg indes mühte sich gegen den jungen Obermeier in einem langsamen Mittelspiel ab, als er einen Trick erspähte. In der Diagrammstellung hatte Obermeier nach Td2 mit Sc4: einen Läufer genommen. Das war indes ein Fehler, denn nach Lf6: scheiterte Obermeiers Sd2: Woran?

Runde 4: Seisenberger-Obermeier

Nach vier Runden standen Tom, Norbert und Georg bei 3/4 und Alfred bei 2,5/4. Das konnte sich sehen lassen. Die abendliche Schachkopfrunde mit Stephan Crone gewann Tom. Stephan zahlte schließlich alle anderen. Das bewies wieder einmal, dass Schachspieler, die aktiv an einem Turnier teilnehmen, mehr Killerinstinkt mitbringen als Kiebitze.

In Runde 5 zeigte Tom dann gegen Meulner seine ganze Klasse. Er wusste in der geschlossenen Bauernstruktur einfach besser Bescheid und spielte diese positionelle Überlegenheit souverän aus. Georg indes verpasste es, gegen den 2200er Hirn eine einfache Bauernstruktur zu erzielen. Letztendlich spielte die Struktur gegen ihn, was Hirn zum ganzen Punkt nutzte. Norbert hielt sich lange gut gegen den an Drei gesetzten Prof. Kreuzer. Erst in einem langatmigen Damenendpiel konnte der Kelheimer Lokalmatador den Sieg einfahren. Alfred kam indes gegen den Neuburger Seitner unter die Räder.

Runde 6: Sailer-Winkelmeier

In Runde 6 durfte Alfred dann gegen den nächsten Neuburger Topspieler antreten. Gegen Wolfgang Sailer entstand eine verrückte Stellung, die Alfred (Diagramm) an einer Stelle eine riesige Chance bot. Welche? Leider nutzte Alfred seine Chance nicht, zog Sg7 und verlor. Georg musste gegen Norbert antreten. Norbert verfuhr sich mit der Dame, die er am Brettrand fast verlor und nur unter Doppelbauernopfer im Spiel halten konnte. Die Partie war damit aber entschieden. Tom haderte mit seiner Partie gegen den bis dato führenden Thanner. Mit weiß konnte er nicht entscheidenden Druck aufbauen und als die Stellung dann beidseitige Chancen bot, hatte er zu wenig Zeit, um alles zu riskieren. So endete die Partie in einem Endspiel mit verschiedenen Läufern und mit Remis. Mit einem Sieg wäre der Turniersieg noch im Bereich des möglichen gewesen.

Runde 7 brachte dann einen Sieg von Alfred gegen den Großmehringer Stutz – ein zäher Mehrbauer reichte. Georg spielte eine fürchterliche Partie gegen den Deggendorfer Oberligaspieler Bielmeier. Die Eröffnung ging voll in die Hose. Als er gerade im 33.Zug Ausgleich erzielt hatte, begann schon die Zeitnotphase. Bei je 3 gegen 3 min stellte er umgehend die Partie wieder auf Nachteil, weil er in der Diagrammstellung Kf8 zog und die Drohung Sa5 übersah, die Bielmeier umgehend wieder Inititative brachte. Kurz darauf patzte Georg erneut und Bielmeier machte den Sack zu. Norbert besiegte den besser klassifizierten Schmitz und Tom spielte die längste Partie des Tages. Er gewann dort ein Endpeil mit Läuferpaar gegen Springer und Läufer gegen den Lokalmatador Maurer. Die Diagrammstellung zeigt die Überlegenheit der Läufer und den passiven Springer auf c7, der die Niederlage nicht mehr verhindern kann.

Runde 7: Bielmeier-Seisenberger

Maurer-Niedermeier

Alles in allem blieb die Reise nach Kelheim ein großer Erfolg für Norbert (wie gesagt, er plant für die KEM den nächsten Coup) und ein solider Erfolg für Alfred. Georg verdarb am Ende das zwischendurch gute Ergebnis. Tom spulte nach dem Blackout in Runde 1 souverän sein Leistungspotenzial ab. Das ist bei solch einem Start keine Selbstverständlichkeit.