Erste mit beachtlichem 4-4 gegen starkes Bayerwald und Platz 4 in der Abschlusstabelle

Am Ende der Saison 19/20 steht – wie schon im Vorjahr – Platz 4 in der RLSO für die Ilmmünsterer Schachspieler. Erspielt wurde dieser Platz in der Runde 9 gegen den unmittelbaren Verfolger Bayerwald/Regen. Die Gäste waren mit 2 tschechischen Bundesligaspielern angetreten und somit eigentlich klar favourisiert gewesen. Am Ende stand es aber verdientermaßen 4-4 und auch ein knapper Heimsieg wäre nicht unverdient gewesen.

Da der Bayerische Schachbund (BSB) Ende August mit seiner Entscheidung, die Saison 19/20 im September 2020 weiterspielen zu lassen, die Vereine vor große Probleme gestellt hatte und die verbleibenden beiden Runden 8 und 9 von vielen Spielabsagen und kampflosen Ergebnissen geprägt waren, bleibt am Ende der Saison ein lachendes und ein weinendes Auge. Zum einen war der sportliche Wert der beiden letzten Runden angesichts Corona und der vielen Probleme (Spiellokale unter Hygienestandards, Spielerabsagen, fehlende Regelungen des Wettkampfbetriebs) doch arg geschmälert. Viele Vereine hätten sich eine professionellere und v.a. bessere Weiterspiel-Regelung des BSB gewünscht und viele Vereine standen – gerade im Abstiegskampf – unverschuldet ohne die halbe Mannschaft da. Das traf auch auf uns zu, da Platz 7 am letzten Spieltag immer noch drohte und 4 Absteiger von 10 Mannschaften vor dem Spieltag die wahrscheinlichste Konstellation war. Eine Niederlage gegen Bayerwald hätte also – so sah es am Spieltag aus – den Abstieg bedeuten können. Auf der anderen Seite nehmen wir positiv mit, dass auch ohne drei Stammspieler gegen eine der nominell stärksten Mannschaften der Liga stark gespielt wurde und der nötige Punkt so eingefahren wurde.

Diesmal Stand Thomas Niedermeier auf Grund beruflicher Verpflichtungen nicht zur Verfügung, ein schwerer Schlag, denn die Gäste hatten für ihn extra den Internationalen Meister Ivan Hausner mitgebracht. Auch Leo Knoblauch und Markus Reischl spielen Corona-bedingt nicht. So erhielten die Jung-Akademiker Felix Baier, Jonas Andre und Stephan Crone ihre Einsatzchancen und zeigten alle drei, dass auf sie Verlass ist.

Der Wettkampf begann mit einem sicheren remis von Andreas Kampert gegen den Teamkapitän der Gäste, Müller. Andreas hatte alle positionellen Trümpfe von weiß neutralisiert und so war das Remis folgerichtig.

Auch Stephan Crone einigte sich mit Kronschnabel in ausgeglichener Mittelspielstellung auf Remis. Hier war für beide Seiten noch mehr drinnen. Aber das Gleichgewicht stand auch hier.

Müller – Kampert: Remis
Crone – Kronschnabel: Remis

Georg Seisenberger hatte es mit IM Hausner zu tun und sah sich mit einer komplizierten Konigsindischen Partie konfrontiert. Der Tschechische Routinier blitzte die 20 Züge aus Brett, während Georg hier bereits 50 min investierte. Das sollte sich aber lohnen. Denn Hausner wurde ungenau und sah sich auf einmal starken weißen Drohungen auf den Linien e und g ausgesetzt. Leider lies Georg dann in der kritischen Phase eine große Gewinnchance aus und wickelte in ein Turmendspiel mit Mehrbauern ab, das nicht zu gewinnen war:1,5:1,5. Auch Felix Baier war gut aus der Eröffnung gekommen und hatte gegen Gschwendtner schönes Spiel bekommen. Leider schätzte er eine Abwicklung völlig falsch ein und strebte einen Qualitätsgewinn für zwei Bauern an. Aber genau dies Fortsetzung war gut für weiß und der tschechische Routinier ließ sich nicht lange bitten und realisierte den ganzen Punkt.

Seisenberger-Hausner: statt Df6:+ (=) gab es einen Gewinnzug, welchen?
Gschwendtner-Baier: c6(?) brachte den Freibauern auf b7 für die Quali und weiß den Sieg

Die übrigen 4 Partie gingen über die erste Zeitkontrolle. Bei Andre-Jonas gegen Simacek war eine irrationale Stellung am Brett (Jonas hatte eine Dame für Turm und Läufer geopfert), die niemand abschätzen konnte. Edi Huber stand vielversprechend gegen FM Miesbauer, genau wie Philip Schwertler gegen Palmi und Armin Höller drohte die übliche Zeitnotschlacht gegen Heiduk in komplizierter Stellung.

Wie im Spiellokal unter Hygiene- Bedingungen gespielt werden musste, zeigen die folgenden Fotos: Am Brett war die Maske optional, im Raum hingegen verpflichtend. Die Tische standen mindestens 3 Meter voneinander entfernt:

Simacek – Andre; Felix Baier kiebitzt
Schwertler-Palmi, im Hintergrund Miesbauer-Huber und Höller – Heiduk; Kiebitz: Geschwendtner

Den Schönheitspreis für die spektakulärste Partie fuhr dann Jonas ein. Sein Damenopfer, ob nun korrekt oder nicht, war an Ästhetik und Raffinesse nicht zu überbieten. Die kritische Stellung behandelte er mit kühlem Kopf und das Ende realisierte er sauber und abgeklärt. Jeder Schachfreund sollte sich die Partie im Ligamanager anschauen. Obendrein war der Punkt zum 2,5-2,5 schon beinahe spielentscheidend. Denn die verbleibenden Bretter standen alle etwas besser für Ilmmünster.

Simacek – Andre: ef: opfert die Dame
Simacek – Andre: Tc4:!!, nicht Te1:
Simacek – Andre: alles hängt, aber schwarz gewinnt die Dame; wie?
Miesbauer-Huber: schwarz hat auf e5 einen Bauern gewonnen, es hängen jetzt aber L und S, was tun?

Die beste Partie des Tages spielte indes Edi auf Brett 1. Mag sein, dass es nicht der Tag der Tschechischen Bundesligaspieler war, aber Edi nutzte die Chancen, die ihm Jungstar FM Miesbauer bot, unglaublich konsequent aus. Der erste Bauer war sicher noch nicht entscheidend, aber das Abholen des zweiten Bauern war schon taktisch raffiniert. Und als anschließend wieder eine Figur hing, fand Edi eine weitere taktische Lösung Der Rest war saubere Technik mit Dame und Springer gegen Damen und Läufer: 3,5-2,5.

Miesbauer-Huber: schwarz spielte Db6:! Und nach Da8: + Kg7 ist der Sa5 tabu
Miesbauer-Huber: schwarz gewann mit Se2

Wer nun dachte, dass der Rest ein lockerer Heimsieg werden würde, hatte die Tücken der Zeitnot nicht berücksichtigt. Denn sowohl Philip als auch Armin hatten große Zeitprobleme und viele Probleme zu lösen. Das ging bei Armin nicht gut. Er hatte zwar eine objektiv gute Stellung erzielt, aber Heiduk setzte seine Springer trickreich ein und hatte mit einer fall dann Erfolg. Armin übersah eine Springergabeldrohung und stellte die Partie ein. Mit nur einer Sekunde auf der Uhr überstand er die Zeitkontrolle – was ihm nur weitere zwei Stunden Peinigung einbrachte.

Alles hing also von Philip an, der ein etwas besseres Turmendspiel über die Zeit gebracht hatte. Leider ist Philips Gegner Palmi ein ausgezeichneter Endspielkenner, so dass selbst ein vielversprechender Mehrbauer Philip nicht zum Sieg reichte. Erst aufwändige Analysen werden zeigen, ob mehr als ein Remis drinnen war. Immerhin spielte Philip sicher den halben Punkt nach Hause, was den wichtigen Punkt sicherte: 4-3.

Schwertler-Palmi: kann weiß gewinnen?
Höller-Heiduk: weiß zieht Ta5?? und die schwarzen Springer gewinnen

Armin versuchte noch zwei Stunden und insgesamt 89 Züge lang mit Tricks und in der Hoffnung auf Zeitprobleme, Heiduk noch von der Siegerstraße zu drängen. Aber es half nichts. Am Ende spielte Heiduk den Punkt mit Mehrspringer und zwei verbundenen Freibauern sicher nach Hause. Das 4-4 war am Ende leistungsgerecht, auch wenn etwas mehr drin gewesen ist.

Damit ist die Saison erfolgreich beendet und wir sind alle sehr gespannt, was sich der BSB für die kommende Saison einfallen lassen wird.